Bewerbungsgespräch: „Die Gehaltsfrage“

Heute veröffentlichen wir einen Gastbeitrag von Stefanie Seifert. Sie schreibt Bewerbungen und trainiert Bewerber/innen für Vorstellungsgespräche. Durch Ihre Erfahrung bietet Sie Ihnen einen wertvollen Einblick in die Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch aus Sicht eines Personalers.

Die Schlussrunde

Bewerber durchlaufen heute mehrere Runden von Vorstellungsgesprächen. Bei google in den USA können es bis zu 9 sein, bei uns sind es in der Regel 2-3. Sind Sie am Ende auf der Shortlist, kommt es immer zur Gehaltsfrage. Wichtig ist, Sie als Bewerber stellen niemals die Gehaltsfrage! Weder in den ersteren Runden noch in der Schlussrunde. Personaler wollen nur mit jenen Personen über Geld sprechen, die sie für geeignet halten. Und zwar mit den 3-4 Kandidaten, die für die Aufgabe konkret infrage kommen. Es obliegt somit ausschließlich den Unternehmensvertretern diese Frage zu stellen. Wenn Sie gefragt werden, nehmen Sie es als positives Signal, dass konkretes Interesse an Ihrer Person besteht.

Vermeiden Sie ein schlechteres Gehalt als in Ihrer jetzigen Position

Viele Bewerber erleben in den Vorstellungsgesprächen, dass das angebotene Gehalt niedriger ist, wie in Ihrer jetzigen Position. Um dies zu vermeiden, schreiben Sie immer einen Gehaltswunsch in Ihre Bewerbungsunterlagen. Sie können heute davon ausgehen, wenn Sie nicht mit plus/minus 10% die Gehaltsvorstellungen des Unternehmens treffen, werden sie ohnehin kein Vertragsangebot bekommen. Die Bewerberdichte, mit 100-300 Kandidaten pro Stelle, ist einfach zu groß.

Gehaltsrecherche

Wenn Sie aber im Vorfeld sorgfältig recherchiert haben und mit Ihren finanziellen Forderungen eingeladen wurden, sind Sie sowohl von Ihrem Profil als auch mit Ihrem Gehalt interessant. Unternehmen wollen heute ohnehin nur mehr Kandidaten sprechen, die ins „Gehaltsgefüge“ passen. Es macht also keinen Sinn, mehrere Runden zu durchlaufen und am Ende an der Gehaltsfrage zu scheitern, weil sie Ihren Marktwert nicht kennen oder schlecht vorbereitet sind. Die Gehalts-Recherche ist somit bereits im Vorfeld, bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen, ein Muss. Nützlich dafür sind auch Internetseiten zum Gehaltsvergleich nach Beruf und Region. Hier geht’s direkt zu den Google Suchergebnissen.

Gehaltsvorstellung im Anschreiben angeben

Aus den genannten Gründen ist die Angabe einer Gehaltsvorstellung im Bewerbungsschreiben sinnvoll, auch wenn Sie in der Stellenanzeige nicht danach gefragt werden.

Beispiel 1

Meine Gehaltsvorstellung liegt bei x Euro brutto im Jahr.

Beispiel 2

Wenn noch keine Klarheit über möglich geldwerte Vorteile wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Dienstwagen oder vermögenswirksame Leistungen besteht, kann die Angabe einer Gehaltsspanne sinnvoll sein.

Meine Gehaltsvorstellung liegt zwischen x Euro und y Euro brutto im Jahr.

Letztes Gehalt

Im Gespräch wiederholen Sie Ihren Gehaltswunsch, und zwar konkret und geben dabei immer ein Signal für einen Verhandlungsspielraum. Vorsicht, in fast 80% der Fälle, werden Sie nach Ihrem letzten Gehalt gefragt. Der Gehaltsunterschied darf auch hier nicht zu groß sein. Hier ist Geschick erforderlich. Gehaltssteigerungen von 5 bis 10% sind üblich, weniger verdienen zu wollen ist unglaubwürdig.

Konkretes Beispiel für einen Vertriebsmitarbeiter

Ich will Ihnen ein konkretes Beispiel für einen Vertriebsmitarbeiter geben. Die Argumentation ist wie folgt: „In meiner letzten Position war mein Gehalt 80 T€. 60 T€ fix und 20 T€ variabel. Der Verantwortungsbereich in dieser Aufgabe ist jedoch größer als bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Die Teamleitung ist hinsichtlich Personenanzahl und Umsatzerwartung um ca. 20% höher. Mein Wunscheinkommen wäre 90 T€. Mir ist aber auch bewusst, dass ich ins Gehaltsgefüge passen muss. Insbesondere denke ich, dass meine Erfahrungen im Key-Account-Management für Sie wertvoll sind. Den Anteil fix und variabel können wir gestalten. Ist das genannte Gehalt von 90 T€, eines mit dem ich zu Ihnen passen würde?“

Eröffnen Sie gezielt einen Verhandlungsspielraum

Sie sehen, sie haben konkrete Zahlen genannt, die Sie auch zuvor in den Bewerbungsunterlagen erwähnt haben. Sie wurden eingeladen, der Rahmen muss also stimmen. Sie argumentierten sachlich und begründeten Ihren Gehaltswunsch. Mit der Anmerkung, „sie wollen ins Gehaltsgefüge passen“, eröffneten Sie den notwendigen Spielraum für eine Gehaltsverhandlung.

Über die Autorin

Stefanie Seifert ist Mitarbeiterin von Bewerbungspunkt und schreibt Bewerbungen, trainiert Führungskräfte, Fachspezialisten und Berufseinsteiger für Vorstellungsgespräche. Motto: „Mit überzeugenden Unterlagen, professioneller Bewerber-Story und den richtigen Antworten auf kritische Fragen im Vorstellungsgespräch erreichen Sie bis zu 90 % bessere Jobchancen als Ihr Konkurrent!“ www.bewerbungspunkt.de

 

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